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Ätna Update (13.11. - 31.12.2005)

Dampfender Ätna

Aktuelle Informationen über die Tätigkeit des Vulkans


In Abhängigkeit von der Aktivität des Ätna, berichte ich hier in mehr oder weniger großer Regelmäßigkeit über die neuesten Ereignisse an diesem prächtigen Vulkan. Diese Informationen stelle ich aus diversen Quellen, wie Institute bzw. Organisationen, Websites von Vulkanologen und eigenen Beobachtungen (meist über Webcams) zusammen. Die verwendeten Quellen werden jeweils am Ende einer Nachricht genannt. Alle Uhrzeiten sind in Ortszeit (MEZ bzw. MESZ). Für die Vollständigkeit und Richtigkeit meiner Updates kann ich leider keine Gewähr geben. Ich versuche jedoch immer so gründlich wie möglich zu arbeiten.
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31. Dezember 2005:

In den letzten Wochen des Jahres setzte der Berg seinen unruhigen Schlaf fort: Mitte des Monats kam es an den Gipfelkratern offensichtlich zu einer Serie von Explosionen und kurzfristig erhöhte sich auch der Tremor.

Am 24.12. kam es bei Linera (Südostflanke) zu einem Beben der Stärke 1.9. Am gleichen Tag wurde östlich vom Pizzi Deneri (Nordostflanke) ein Beben der Stärke 1.6 registriert. Am 29.12. kam es am Monte Pomiciaro (Ostflanke) zu einer Serie schwacher Beben, wobei das stärkste 1.6 auf der Richterskala erreichte [2].

Wie die I.N.G.V. berichtet, registrierten die Seismographen am 16.12. um 14:25 Uhr die Signale einer Explosionsserie. Die Signale wurden über einen Zeitraum von 3,5 Minuten aufgezeichnet. Da zu diesem Zeitpunkt schlechtes Wetter herrschte, war eine Beobachtung der Gipfelkrater nicht möglich. Gegen 23:00 Uhr verstärkte sich der vulkanische Tremor im Gipfelbereich. Am Morgen des 17.12. erhöhte sich der Tremor weiter, wobei die Überwachungskameras jedoch nichts ungewöhnliches am Gipfel zeigten. Dann sank der Tremor wieder und erreichte gegen 23:00 Uhr die Stärke, die er vor dem Anstieg aufwies [1].

Die Gipfelkrater zeigten heute die üblichen Gasfreisetzungen: Schwache Emissionen am Südostkrater, starke Emissionen an Bocca Nuova und Voragine und schwache am Nordostkrater.

Lässt man die Aktivität der letzten Monate Revue passieren, verdichten sich meiner Meinung nach die Hinweise, dass sich immer mehr Magma im Berg sammelt (erhöhte seismische Aktivität, erhöhte Gasemissionen, gestiegener Tremor). Diese hat die Gipfelkrater noch nicht erreicht, scheint ihnen aber immer näher zu kommen (Detonationsgeräusche in der Bocca Nuova seit Oktober, Explosionen Mitte Dezember und zeitweise stärkerer Tremor). Eine neue Eruption des Ätna in den nächsten Wochen oder Monaten ist also durchaus möglich und würde, ein Jahr nach der 2004-2005 Eruption, auch in den zeitlichen Rahmen (eine Flankeneruption alle 1-2 Jahre) passen.

Quellen:
  1. Coltelli M. 2005. Rapporto sull’attività eruttiva dell’Etna (12 – 18 dicembre 2005). INGV-Sezione di Catania
  2. INGV-Sezione di Catania. 2005. Terremoti recenti localizzati con la rete sismica della Sicilia Orientale


24. Dezember 2005:

Im Dezember hat sich die Aktivität des Ätna gesteigert. Die Schwefeldioxid-Emissionen an den Gipfelkratern erreichten sehr hohe Werte. Auch der vulkanische Tremor hat sich erhöht. Die moderate seismische Aktivität konzentrierte sich in den letzten zwei Wochen vor allem auf die Nordost- und Südwestflanke des Ätna. Aus Paternò wird von der Öffnung einer heißen Quelle berichtet.

Am 08. und 09.12. kam es im Raum Mareneve (Nordostflanke) zu einigen Erdbeben, dabei wurde mehrfach eine Stärke von 2.1 auf der Richterskala erreicht. Am 12.12. wurde die Südwestflanke (Raum Monte Intraleo, Monte Turchio) von einer Erdbebenserie erschüttert; hier wurden Stärken von bis zu 2.7 registriert. Am 16.12. kam es bei Zafferana Etnea (Ostflanke) zu einem Beben der Stärke 1.5. Am Monte Nero (Nordflanke) wurde am 20.12. ein Beben der Stärke 1.7 gemessen. Am 21.12. kam es bei Tardaria (Südostflanke) zu mehreren Beben, wobei Stärken von bis zu 2.0 erreicht wurden [5].

Seit Anfang Dezember ist der vulkanische Tremor weiter gestiegen und hat sich auf mittlerem Niveau stabilisiert (Stand 11.12.) [4].

COSPEC-Messungen der Gasemissionen an den Gipfelkratern ergaben am 06. und 07. Dezember, mit über 10.000 t/Tag, eine ungewöhnlich hohe Schwefeldioxid-Konzentration (SO2). Solche hohen Werte wurden zuletzt nur während den Eruptionen der vergangenen Jahre gemessen. An den Folgetagen ging die Schwefeldioxid-Konzentration wieder zurück (8600 t/Tag am 08.12. und 4500 t/Tag am 09.12.). Diese Messwerte unterstreichen einen Trend zu gesteigerter SO2-Freisetzung, der seit Ende Oktober anhält [2].

Schlechtes Wetter mit viel Neuschnee verhinderte in den letzten zwei Wochen oft die Beobachtung der Gipfelkrater. In den wenigen wolkenfreien Stunden zeigten die Webcams schwache Gasemissionen an den Fumarolen des Südostkraters, unregelmäßigen Gasausstoß an der Bocca Nuova, kräftigen pulsartigen Gasausstoß an der Voragine und pulsartigen Gasausstoß am Nordostkrater.

Auf diesem Foto vom 20.12., das von der Ostflanke aus gemacht wurde, kann man die Gasfreisetzung an den Gipfelkratern erkennen. Links der Südostkrater an dessen Hauptkrater eine Fumarole weißen Dampf freisetzt (links oben). Weiter unten, am Rand des kollabierten Bereichs von 2004, zeigen sich einige Fumarolen. Rechts darüber die Gaswolke aus der Bocca Nuova und weiter rechts die kräftigere Gas- und Dampfsäule aus der Voragine. Ganz rechts der Nordostkrater, der an diesem Tag verhältnismäßig geringe Gasemission zeigt:
Webcam-Foto vom 20.12.2005
Foto: Milo-Webcam der I.N.G.V.

Zu einem bemerkenswerten Ereignis kam es am 06.12. in der Ortschaft Paternò (an der äußersten südwestlichen Flanke des Ätna). Dort öffnete sich in der Nähe eines Stadions eine heiße Quelle. Es bildete sich eine kleine Fontäne, die neben Thermalwasser und Dampf, auch Kohlendioxid, Methan und größere Mengen an Schwefelwasserstoff freisetzte [3]. Mineralquellen und kleine Schlammvulkane sind in Paternò jedoch nichts ungewöhnliches. An mehreren Stellen treten in der Umgebung dieser Ortschaft Wasser und Schlamm an die Oberfläche. In Zusammenspiel mit der Freisetzung von Gas führt dies oft zur Bildung kleiner Kegel, die wie Miniaturvulkane aussehen [1]. Als Ursache für die "Salinelle von Paternò" wird das Zusammenspiel regionaler Tektonik mit einem Reservoir vulkanischen Gases vermutet. Einige Wissenschaftler haben eine dynamische Beziehung zwischen der Aktivität der Quellen und dem Verhalten des Ätna beobachtet! Auch in den Jahren 2002 und 2003 bildeten sich am Stadion von Paternò neue warme Quellen. Die Freisetzung von heißem Wasser wurde zuletzt 1954 beobachtet [3].

Quellen:
  1. Boris Behncke, Etna photo gallery: the "Salinelle" of Paternò
  2. Corsaro R. A. 2005. Rapporto settimanale sull’attività eruttiva dell’Etna (5 - 11 dicembre 2005). INGV-Sezione di Catania
  3. Giammanco S., Neri M. 2005. Rapporto sull’attività parossistica della Salinella dello Stadio di Paternò (7 Dicembre 2005). INGV-Sezione di Catania
  4. Spampinato S., 2005. Rapporto sull’attività sismica in Sicilia orientale Settimana 5 - 11 dicembre 2005. INGV-Sezione di Catania
  5. INGV-Sezione di Catania. 2005. Terremoti recenti localizzati con la rete sismica della Sicilia Orientale


11. Dezember 2005:

Seit Anfang Dezember hat sich die seismische Aktivität am Ätna wieder etwas gesteigert und sich zuletzt auf die Nordostflanke konzentriert.

Am 24.11. kam es an der äußersten Südostflanke des Ätna, im Gebiet Santa Tecla (Ostküste), zu mehreren Beben die Stärken von bis zu 2.3 erreichten. Am gleichen Tag wurden auch im Meer östlich von Acireale einige leichte Beben registriert. Am 29.11. wurde bei Zafferana Etnea (Ostflanke) ein Erdbeben der Stärke 1.6 verzeichnet. Am 07.12. kam es am Monte Scorsone (Ostflanke) zu mehreren Beben, wobei das stärkste 2.6 auf der Richterskala erreichte. Am nächsten Tag wurde der Raum Mareneve (Nordostflanke) von zwei Beben mit Stärken von 1.8 bzw. 2.1 erschüttert [4].

Seit Mitte November ist der vulkanische Tremor etwas gestiegen [2], bewegt sich jedoch weiterhin auf niedrigem Niveau (Stand 27.11.) [3].

Schlechtes Wetter verhinderte in den letzten Tagen oft die Beobachtung der Gipfelkrater. In den wenigen wolkenfreien Momenten konnte kräftiger, pulsartiger Gasausstoß am Nordostkrater, anhaltender Gasausstoß an der Voragine und unregelmäßiger Gasausstoß an der Bocca Nuova beobachtet werden [1].

Quellen:
  1. Andronico D. 2005. Rapporto settimanale sull’attività eruttiva dell’Etna (14-20 novembre 2005). INGV-Sezione di Catania
  2. Di Grazia G. 2005. Rapporto sull’attività sismica in Sicilia orientale Settimana 14 Novembre 2005 - 20 Novembre 2005. INGV-Sezione di Catania
  3. Spampinato S. 2005. Rapporto sull’attività sismica in Sicilia orientale Settimana 21 - 27 novembre 2005.  INGV-Sezione di Catania
  4. INGV-Sezione di Catania. 2005. Terremoti recenti localizzati con la rete sismica della Sicilia Orientale


27. November 2005:

Bis Mitte November war die seismische Aktivität am Ätna weiterhin erhöht und konzentrierte sich auf die Nord- bzw. Südostflanke. In der letzten Woche ging die Aktivität deutlich zurück.

Am 11.11. wurde in der Nähe des Monte Fontane (Ostflanke) ein Beben der Stärke 1.5 registriert. Am 12. und 13.11. wurde die Gegend um Tardaria (Südostflanke) wieder von zwei leichten Beben erschüttert. Das stärkste erreichte 1.9 auf der Richterskala. Ebenfalls am 13.11. wurde am Monte Salto del Cane (Südostflanke) ein Beben der Stärke 1.7 gemessen. An diesem Tag kam es auch an der Nordflanke des Ätna, am Monte Pizzillo zu zwei Beben, wobei das stärkste hier 2.0 erreichte. Am 17.11. gab es an der Nordflanke erneut ein Beben das Stärke 1.9 erreichte. Das Epizentrum befand sich etwas nördlich vom Monte Nero. An diesem Tag wurde auch der Monte Salto del Cane erneut von einem gleich starken Beben erschüttert. Am 19.11. ereignete sich am Monte Fontane ein Beben der Stärke 1.5 [3].

Der vulkanische Tremor verharrte weiterhin auf  niedrigem Niveau (Stand 06.11.) [1].

In den wenigen wolkenfreien Momenten der letzten Wochen, wurde an den Gipfelkratern normale Aktivität beobachtet. Am Nordostkrater kam es zu pulsartigem Ausstoß von Gas. Bocca Nuova und Voragine, sowie die Fumarolen am Südostkrater zeigten die üblichen Gasemissionen [2].

Quellen:
  1. Alparone S. 2005. Rapporto sull’attività sismica in Sicilia orientale Settimana 31 ottobre – 06 novembre 2005. INGV-Sezione di Catania
  2. Neri M. 2005. Rapporto settimanale sull’attività eruttiva dell’Etna (7-13 Novembre 2005). INGV-Sezione di Catania
  3. INGV-Sezione di Catania. 2005. Terremoti recenti localizzati con la rete sismica della Sicilia Orientale


13. November 2005:

Nach den Erdbebenserien im Oktober, ist die seismische Aktivität am Ätna in den letzten Tagen wieder zurückgegangen. Anfang November wurden bei einem Besuch der Gipfelkrater erneut Detonationsgeräusche wahrgenommen.

Wie bereits in den letzten Updates berichtet, kam es am 30./31. Oktober an der Südostflanke des Ätna zu mehreren stärkeren Erdbeben, die bis zu 3.9 auf der Richterskala erreichten. Sie gehörten zu einer ganzen Erdbebenserie (ca. 50 Stöße) mit Epizentrum bei Tardaria, die die Bevölkerung im Raum Trecastagni, Nicolosi bzw. Pedara aufschreckte, jedoch keine nennenswerten Schäden verursachte. Am 31.10. und 01.11. ereigneten sich am Monte Salto del Cane (Südostflanke) zwei schwache Beben mit Stärken von 1.5 bzw. 1.8. Am 02.11. wurde bei Zafferana Etnea (Ostflanke) ein Beben der Stärke 1.8 registriert. Am 04.11. kam es an der äußersten Südwestflanke (Raum S. Maria di Locodia) zu einem Beben der Stärke 3.2. Am 05.11. wurde das Gebiet um Tardaria nochmals von einem, wenn auch schwachen (1.6) Beben erschüttert. Am 06.11. wurde an der Nordostflanke (bei Mareneve) ein Beben der Stärke 1.8 registriert. Am 10.11. kam es erneut im Raum S. Maria di Locodia zu einem Beben, das 2.3 auf der Richterskala erreichte [2].

In den letzten 14 Tagen zeigten die Gipfelkrater normale Aktivität. Allerdings scheinen sich die Gasemissionen in den ersten Novembertagen etwas verringert zu haben. Bei einem Besuch der Gipfelkrater durch Klaus Gagel am 05.11.05, der als Tourist an einer geführten Wanderung teilnahm, gelang es den Nordostkrater zu erreichen. In den letzten Wochen und Monaten war ein Besuch dieses Kraters wegen der starken Gasemissionen nahezu unmöglich. Bei dieser Wanderung wurden auch mehrfach einzelne Detonationsgeräusche aus der Bocca Nuova vernommen [1]. Seit etwa Mitte Oktober wurden an diesem Gipfelkrater tiefsitzende Detonationen verzeichnet, ohne dass dabei jedoch Material ausgestoßen wurde.

Hier noch zwei Bilder der Gipfeltour von Klaus Gagel:
Blick auf die Voragine
© Klaus Gagel

Blick nach Südwesten auf die Voragine. Am linken Bildrand kann man den südwestlichen Schlot erkennen, der Gas und Dampf freisetzt. Rechts dahinter die Dampfwolken aus der Bocca Nuova.
Blick in den Nordostkrater
© Klaus Gagel

Blick nach Norden auf den Nordostkrater, der an diesem Tag verhältnismäßig wenig Gas freisetzte.
Quellen:
  1. Fotobericht von Klaus Gagel
  2. INGV-Sezione di Catania. 2006. Terremoti recenti localizzati con la rete sismica della Sicilia Orientale


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